Den vielen Gästen, die unserer Einladung gefolgt waren, wurden dazu die vier Grundsätze der Reformation erläutert. Pfarrerin Kristina Ziemssen, Andrea Wiehen als 2. Vorsitzende des Presbyteriums sowie Presbyter Sven Leutnant beleuchteten dazu im Wechsel die Stationen in Luthers Leben und erläuterten die theologischen Hintergründe.
Sola gratia - allein aus Gnade,
Sola fide - allein durch den Glauben,
Sola scriptura - allein durch die Schrift,
Solus Christus - allein Christus.
Thematisch eingerahmt wurde dieser Streifzug durch die Geschichte zum einen vom Glaubensbekenntnis, das mit seiner besonderen Stellung gleich zu Beginn des Gottesdienstes verdeutlichte, dass wir alle uns in der Nachfolge Christi befinden - über konfessionelle Grenzen hinweg.
Gegen Ende des Gottesdienstes wurde dann unter dem Aspekt der Übertragbarkeit auf unseren Alltag die Frage behandelt, was uns heute von Luthers Thesen bzw. den vier Grundprinzipien der Reformation bleibt. Immerhin hat sich die katholische Kirche seit dem Mittelalter verändert und auch viele von Luthers Problemen waren oft andere als unsere heute. Pfarrerin Ziemssen betonte hier beispielsweise den respektvollen, wertschätzenden und nicht nur vor Gottes Augen "gnädigen" Umgang miteinander in einer Gesellschaft, in der oft nur die Leistung zählt. Zudem habe jeder das Recht und zugleich die Pflicht, seinen eigenen Kopf zum Denken zu bemühen - was Luther auch unter dem "Priestertum aller Gläubigen" verstand.
"Und wenn wir es dann auch noch in aller Fröhlichkeit tun, wenn man uns ansieht, wie gern wir Christen sind, dann verkörpern wir mit uns selbst die Schönheit des Evangeliums." - Pfrin. Kristina Ziemssen
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes stand ebenfalls unter dem Einfluss dieses mit 500 Jahren besonderen Jubiläums, was sich nicht nur auf die inhaltliche Ausrichtung auf das thematische Rüstzeug der zahlreichen aus der Feder Martin Luthers stammenden Werke beschränkte, sondern auch den Anspruch der musikalischen Darbietungen betraf. Wieder einmal trifft zu, was an anderer Stelle von unserem Posaunenchor, der seit geraumer Zeit unter der Leitung von Werner Naundorf steht, gesagt wurde:
"Man kann über die Musik der Blechbläser Vieles sagen, kommt dabei aber selten ohne Pathos aus. Das beginnt oft mit der reinen Größe der Instrumente, ihren geschwungenen Formen und dem edel wirkenden Glanz sowie dem warmen, majestätischen Klang. Wenn das gemeinsame Spiel druckvoll anschwillt und den ganzen Raum erfüllt, wähnt man bei 'Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen' gleich eine ganze Armee hinter sich oder ist sich sicher, dass die zu Lob und Ehre unseres Gottes gespielten Lieder auch tatsächlich bis zum Himmel reichen." - Sven Leutnant
Gleich mehrere Varianten des gleichen Chorals von Martin Luther brachte Kantor Klaus Irmscher aus Schwerte auf der Orgel zu Gehör; darunter seine eigene Komposition, die den Bearbeitungen von Johann Nicolaus Hanff sowie Friedrich Silcher in nichts nachstehen, ganz im Gegenteil: Als vergleichsweise kleine Kirchengemeinde sind wir dankbar, dass der ehemalige Kreiskantor Herr Irmscher seine musikalischen Talente bei uns einbringt - nicht nur deshalb sind wir ihm schon seit Längerem in Freundschaft verbunden. Ein weiteres Highlight in diesem Gottesdienst stellte die Uraufführung des "Intrade" genannten Stücks dar, das Klaus Irmscher zum 50jährigen Bestehen des Posaunenchors komponiert und den engagierten Musikerinnen und Musikern im vergangenen Jahr zum Geschenk gemacht hatte.
Nicht 500 sondern seit rund 5 Jahren stehen die Café Kirche genannten Zusammenkünfte der Gemeinde nach besonderen Gottesdiensten in guter Tradition. Und so nutzten auch gestern wieder viele Gemeindeglieder die Feierstunde für einen regen Austausch an den Stehtischen - bei einem Glas Sekt, Selbstgebackenem oder einer Flasche "Herr Käthe" Bier, das die Lippstädter Brauerei Tombasen nach dem Kosenamen von Luthers Frau benannt hat.
So fand dieses 500jährige Jubiläum der Reformation seinen Ausklang.
Wie so oft trugen viele helfende Hände auch hier zum Gelingen bei; neben unserer Küsterin Morag Happe und den Presbyterinnen Christa Bartmeier und Ute Tschense seien hier die Frauenhilfe Geseke sowie der Frauenkreis Störmede namentlich erwähnt.
Wir sagen an dieser Stelle ausdrücklich DANKESCHÖN!
Sven Leutnant